Projektwoche „Andere Kulturen“ vom 20. bis 24. April 2015
In der Woche vom 20. bis 24. April drehte sich alles um „Andere Kulturen“– ein brandaktuelles Thema, das für die Schulleitung und das gesamte Lehrerkollegium schnell feststand, spätestens mit dem Einzug der ersten Flüchtlingsfamilien in die kaum 5 km entfernte, ehemalige Kaserne im Herbst letzten Jahres.
Wie verständigt man sich mit jemandem, der so anders aussieht, der meine Sprache nicht spricht? Was hat der wohl so alles erlebt? Wie ist es denn da, wo der herkommt, was essen sie da? Diese und viele weitere Fragen konnten während der Projektwoche in 13 altersgemischten, ganz verschiedenen Projektgruppen gestellt und beantwortet werden.
Hilfe und Unterstützung bekamen die Gruppen dabei auch von Institutionen wie der „RAA Brandenburg“ (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie), dem „Engagement Global“ und „Borderline“, deren Referenten aus Simbabwe, Kamerun und Chile Projektgruppen mit dem Titel „Chat der Welten“ und „Die Kultur Afrikas- Anderssein“ anboten.
„Chat der Welten“ von Herrn Dikongue und Frau Silva
Via Chats, Gastvorträge und Videos erfuhr diese Gruppe, wie es ist, auf der Flucht zu sein und in einem fremden Land anzukommen, alles drehte sich um das „Aufbrechen“ und „Ankommen“, um Flucht und Asyl.
Die beiden Gruppenleiter aus Chile und Kamerun konnten die Gruppe auch mit eigenen Erfahrungen vor vier und vor 30 Jahren bereichern. Innerhalb eines Gastvortrags erfuhren die Kinder, wie es Flüchtlingen auf Lampedusa ergeht. Was ein Asylantrag ist und welche Rechte das Asylrecht beinhaltet wurde thematisiert, ebenso wie die Handlungsmöglichkeiten für Migranten, die schließlich in Deutschland bleiben können.
„Die Kultur Afrikas – Anderssein“ von Frau Hetze
Diese Gruppe lernte die Kultur Afrikas auf praktische Art von einer gestandenen, authentischen Afrikanerin aus Simbabwe kennen, die seit 30 Jahren in Europa ist.
Die Kinder kochten afrikanische Speisen, stellten Hütten aus Ton und bunte Stoffbeutel her.
In Rollenspielen trugen sie Behälter auf dem Kopf, in denen normalerweise Wasser transportiert wird.
Mithilfe eines großen Koffers voller typischer afrikanischer Kleidungsstücke einschließlich Schmuck und einer Puppe konnten manche durch eigene Erfahrung die Frage beantworten, warum afrikanische Mütter ihr Baby auf dem Rücken tragen: Wäre es vor dem Bauch, so wie bei uns, könnte man sich während der Arbeit nicht bücken!
Warum sollte man denn sein Kind nicht auf den Boden legen, während man auf dem Feld arbeitet? Nein, die Antwort, dass es „geklaut“ werden könnte, mag in Deutschland und Europa zutreffen, Afrikaner haben aber andere Gründe: Sie schützen so das Kind vor Skorpionen, Greifvögeln oder Ameisen!
In typischer afrikanischer Kleidung ging es für „die Mutter“, „die Schwester“ und „Schüler“ in Schuluniformen auch in die benachbarte Kleidergruppe „Kleiderkulturen in den verschiedenen Ländern der Welt“, die sich staunend über den Überraschungsbesuch freute.
„Kleiderkulturen in den verschiedenen Ländern der Welt“ von Frau Heise
Unter folgender Fragestellung verlief die Projektwoche für diese Gruppe:
Zunächst mussten Begriffe geklärt werden: Was ist denn überhaupt Mode? Welche Funktionen können Kleidungsstücke haben?
Im „Kleiderheft“, das die Kinder dieser Gruppe das gesamte Projekt hindurch führten und bearbeiteten, wurde auch die eigene Kleidung zunächst einmal gezeichnet, bevor es dann an die Kleidung beispielsweise von Massai- Frauen heranging.
Parallel dazu wurden auf eine Weltkarte nach und nach Figuren aufgestellt, die jeweils landestypisch gekleidet werden mussten.
Die Gruppe besuchte den „Eine – Welt – Laden“ in Oranienburg und beschäftigte sich auch mit Kleidung in den Religionen, so z.B. mit dem Kopftuch im Islam oder der Burka. Selbstverständlich wurde auch hier vieles mitgebracht und anprobiert!
„Afrika“ von Frau Scholz
Eine weitere Afrika- Gruppe stellte ein Lapbook her, eine Aktionsmappe mit gesammelten Werken des vielfältigen Projektes mit dem Hauptschwerpunkt Geographie.
Hier wurde täglich zur Begrüßung ein afrikanisches Lied gesungen und afrikanisch gegessen. Geographisch lernten die Kinder Afrika als Kontinent mit Ländern und Flaggen kennen, indem sie beispielsweise ein Laken bemalten.
Der Kilimandscharo wurde aus Pappe hergestellt und die wichtigsten Informationen dazu in einer Kartei- Mappe auf dem Lapbook befestigt. Die Gruppe stellte Bandas, afrikanische Lehmhütten, her und stellte Informationen u.a. über den Regenwald, Savanne und Wüste, über Bodenschätze, Pyramiden, Wassermangel und den Nil zusammen.
Schriftrollen und Geschichten aus Afrika wurden vorgestellt und auch das Basteln kam hier nicht zu kurz: Ob per Origami afrikanische Tiere falten oder Regenmacher herstellen. Spätestens mit dem Trommelkurs und Schokoladenexkurs kam hier jedes Kind auf seine Kosten.
„Brasilien“ von Herrn Dressler
Die Brasiliengruppe teilte sich in Kleingruppen auf und recherchierte via Internet für abschließende Vorträge und Plakate zur Geschichte Brasiliens, zu den Sportarten Fußball und Capoeira, zu Tieren und Indianern im Regenwald und zu Straßenkindern.
„Wie und wo wohnen denn andere Menschen???“ von Frau Dr. Hess
Diese Frage beschäftigte auch eine Projektgruppe, die mit Zuckerwürfeln Iglus, mit Wollresten eine Jurte und mit Zweigen im Wald, aber auch Hölzern und Stoff Tipis herstellte.
Mit Holz, Pappe, Papier, Ton, Tonpapier, Schuhkarton, Holzperlen und Knete ausstaffiert, ging es für die Kinder an die Bauanleitungen. Ein jemenitisches Haus aus Schachteln wurde hergestellt, Massai- Hütten- aber auch ein Hochhaus. Das war gar nicht so einfach!
„Weltenbummler und Landstreicher“ von Herrn Telzrow
Orientiert an der griechischen Kultur wurde hier nach Feuer, Wasser, Erde und Luft, nach Nord, Süd, Ost und West unterteilt: Im Norden ging es um Pflanzen aus Europa, im Süden um Pflanzen aus Afrika, Südamerika und Australien. So wurde die Kakao- Pflanze aus Afrika gemeinsam mit den Bananen thematisiert, in Südamerika ging es um die Kartoffel, die Paprika und die Tomate. Einiges davon konnte auch im Schulgarten entdeckt werden, so z.B. die Erdbeeren, die, gemeinsam mit Douglasie und Ontario- Apfel aus Kanada, dem Westen zugeschrieben wurden. Die robuste sibirische Zeder aus dem Osten, die verwandt mit der Kiefer ist, produziert ein beruhigendes Öl, dem auch Heilkräfte nachgesagt werden.
„Lieder aus aller Welt“ von Frau Lange
Die Musikgruppe lernte von den Kindern der Willkommensklasse ein syrisches Lied und brachte ihnen das Lied „Auf der Mauer- auf der Lauer“ bei. Zu Bewegungsliedern war keine Sprache nötig, um sich zu verständigen und auch beim Erlernen von Tänzen anderer Länder reicht die Körpersprache aus.
Großen Spaß machte der Gruppe die Herstellung von Didgeridoos, die ursprünglich aus dem Ast von Eukalyptusbäumen geschnitzt werden und die heiligen Tänze der australischen Ureinwohner begleiten.
„Wie frühstückt die Welt?“ von Frau Richter
In der Frühstücksgruppe wurde jeden Tag landestypisch gefrühstückt, arabisch, englisch, spanisch und kanadisch. Ein Kochbuch mit Rezepten aus aller Welt wurde erstellt.
Bevor es ans Kochen ging, musste aber zuerst etwas über gesunde Ernährung gelernt werden: Nahrungspyramide, Lebensmittelgruppen, was ist gesund und was nicht?
Dann wurden drei Gruppen gebildet, die sich Länder von einer Liste aussuchen konnten, zu denen sie recherchierten und verschiedene Arbeitsaufträge erledigen mussten: Eine Kochbuchseite erstellen, ein Frühstück zubereiten, ein Plakat zum Thema „Frühstück aus anderen Ländern“ erstellen. Zuletzt wurde eine Frühstückstafel aus verschiedenen Ländern kredenzt.
„Islam und Muslime- zum Verständnis einer Weltreligion“ von Frau Bumke
Diese Gruppe erhielt Unterstützung von je zwei jugendlichen Palästinensern und Syrern. Das aufgetretene Verständigungsproblem wurde schnell mithilfe der „Übersetzer-App“ aus der Welt geschaffen- und so kreiste das Handy für Fragen und Antworten der Gäste per Sprach- und Texteingaben wechselnd auf Deutsch und Arabisch umher. Hierbei lernten die Kinder auch, ihren Namen auf Arabisch zu schreiben.
Informationen erhielt die Gruppe über die Entstehung des Islam und den Koran, außerdem lernten sie, was Mekka und Kaba sind.
„Wer war Mohammed?“ von Frau Janke
Unter dieser Fragestellung wurde auch hier der Islam thematisiert. Es wurde gezeichnet, gemalt und ein Gebetsteppich gewebt. In der „Sehitlik- Moschee“ in Berlin lernte die Gruppe u.a. Rituale beim Beten kennen. Außerdem gab es ein Zuckerfest mit Backwerk.
„Sportspiele aus aller Welt“ von Frau Kitzig
In der Turnhalle wurden Baseball- Brennball, Kabaddi aus Asien und Flag- Football gespielt.
Zum Golfspielen ging es nach Stolpe auf den Golfplatz. Besuch bekam die Gruppe von der Rugby- Union aus Hohen Neuendorf. Auf die Praxis folgte auch die Theorie: Zu allen gespielten Sportarten musste auch ein Plakat angefertigt werden.
„Unser kunterbuntes Leben“ von Frau Wolski
Ein Theaterstück mit diesem Namen, das Vorurteile auf die Schippe nimmt, wurde von einer Gruppe einstudiert. Hierzu mussten im Vorfeld aber zunächst Mimik und Gestik trainiert und der Körper als „Klangkörper“ wahrgenommen werden. Bewegungsspiele und ein „Guten Morgen“ – Gruß in verschiedenen Sprachen stellten ein Gemeinschaftsgefühl her. Natürlich mussten die Texte gelernt und die Rollen geprobt werden. Außerdem stellten die Kinder ihre Requisiten selbst her und lernten dabei vieles über Bühnenbau und Kulissen. Auf der Abschlussveranstaltung, dem „Fest der Begegnungen“, wurde das Stück dann vorgeführt.
Fest der Begegnungen
Hier stellten am Donnerstag von 16 bis 18 Uhr alle Projektgruppen ihre Arbeitsergebnisse Eltern und Interessierten vor. Unterstützt wurde das Fest durch die Berufsmusikerin Pauliina Quandt mit verschiedenen Musik- und Tanzgruppen. Für Leib und Wohl sorgten der Förderverein und Speisen von Eltern aus Eritrea.
Die Präsentationen der Gruppen
Kleiderkulturen in den verschiedenen Ländern der Welt
Wie und wo wohnen andere?
Afrika- Anderssein
Brasilien
Wer war Mohammed?
Lieder aus aller Welt
Afrika
Weltenbummler und Landstreicher
Sportspiele aus aller Welt
Islam und Muslime
Wie frühstückt die Welt?
Theaterstück „Unser kunterbuntes Leben“
Das Fest und die Darbietungen
Trommel- und Perkussiongruppe von Herrn Gutzeit, Kreismusikschule
Musik aus aller Welt- Gruppenvorstellung Gesang und Tanz
Und sogar der Bürgermeister tanzte mit!
Afrika- Gruppenvorstellung trommeln
Kleiderkulturen in den verschiedenen Ländern der Welt- Gruppenvorstellung Modenschau
Bauchtanzgruppe der Torhorst- Gesamtschule, AG Frau Wendt
Lesungen, Gedichte, Gesang und Tanz
Lesung:
Übersetzung Arne Probandt und Mareen Curran
Munser Ashor : Auszug aus dem Koran (Gesang)
Mita Banko: Auszug aus der Bibel
Gedichte:
1. Mita Banko und Omran Faor: „Nah, aber doch fern“
2. Abu-Mahmud:
„Missverständnis“
3. Hassan: „Worte“
4. Ali: „Die Anwesenheit der Abwesenheit“
Kurdischer Tanz „Kävokm“ („Kleine Finger-Tanz“)
Musikschule Fröhlich
Gesang aus Syrien
Munser Ashor (Gesang) , Pauliina Quandt (Violine), Wissan (Trommel) mit Chor: Na-El Alkatib, Hussan, Omran und 3 weitere Herren:
1.Sir ja dezelé (Fluß-Lied)
2.Rahad äl atiaru (Profet-Lied)
3.Wallaum mäch’tä
4. Zwei Herrenchor-Stücke
Hier wurde ausgelassen gefeiert!
Djembé-Trommelgruppe
Es war ein gelungenes Fest!
N. Binder, 24. 04. 2015